Endstation Puchheim

Posted on 10. Juni 2010

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Mit einer starken Saison hatten sich meine „Stockdorfer Jungs“ punktgleich mit dem FC Puchheim den zweiten Platz erarbeitet. Die junge Stockdorfer Truppe belohnte sich dafür mit einem Bereinigungsspiel um die Aufstiegs-Relegation. Gegen zuletzt sehr starke und durch hochkarätige Wintertransfers verstärkte Puchheimer präsentierten wir uns als Aufsteiger aber leider noch etwas zu „grün“.
Die Bedingungen konnten nicht schlechter sein. Dauerregen am Mittwoch, den 02. Juni. Der TV Stockdorf Abteilungsleiter Peter Mühlbauer teilte mir während meiner Arbeit für eine Fußballschule per Telefon eine Art Hiobsbotschaft mit: Kunstrasen oder Absage? Nachdem ich alle Spieler kontaktierte (sowie deren Verfügbarkeiten am möglichen Nachholtermin abfragte), stellte sich heraus, dass die erste Variante die wesentlich bessere Möglichkeit war.

So ging es um 17:30 Uhr auf die Anlage des SC Unterpfaffenhofen-Germering. Es schüttete weiterhin ununterbrochen, der Kunstrasenplatz war aber in einem guten Zustand und bestens bespielbar. Na dann, los geht’s …

Weidl dieses Mal mit der Führung

Routine gewinnt. Der FC Puchheim (hier im Spiel gegen Aufkirchen) agierte abgeklärter als der TV Stockdorf.

Ich hatte den Gegner bereits vorher schon einmal gesehen (allerdings nicht bei unserem 0:4 in der Rückrunde, wo mich Peter an der Seitenlinie vertrat). Diese Aufgabe war für uns machbar, wenn alle Spieler an ihrer Leistungsgrenze spielten. In den ersten 30 Minuten zeigten wir tatsächlich eine aggressive Spielweise und drückten den Gegner in die eigene Hälfte. Und tatsächlich wurden wir mit der ersten Chance belohnt, als Johannes Weidl eine Vorlage am Torwart vorbei in die Maschen zum 1:0 drückte (25.). Der gleiche Spieler, der im letzten Duell noch einen Elfmeter verschossen hatte (3.). Ein gutes Zeichen?

Nach dem Tor wurden die Angriffe des stark kombinierenden Gegners immer gefährlicher. Die in der Winterpause zum FCP von höherklassigen Vereinen gewechselten Spieler hatten nur wenig Mühe, mit diesem Spielniveau mitzuhalten. Es schien so, als ob der Gegner erst jetzt anfing, uns richtig ernst zu nehmen. Ein Kopfball strich knapp an unserem Tor vorbei (30.) und Innenverteidiger Martin Endriss musste kurz vor der Halbzeit gegen einen Puchheimer Schuss auf der Linie klären (43.). 1:0-Pausenstand für uns. Besser konnte es nicht laufen.

Halmich hält Hoffnungen fest

Nach dem Seitenwechsel drückten die zuletzt zehn Spiele in Folge siegreichen Puchheimer weiter mächtig auf das Tempo. Mein Torhüter Korbinian Halmich wehrte den ersten Alleingang von Puchheims Sebastian Klose ab (50.). Und nach einem FCP-Lattenkracher (55.) ging es weiter nur auf unser Tor. Halmich brachte den Gegner mit mehreren Paraden nach einer erneut erfolgreichen Eins-gegen-Eins-Situation (57.) und weiteren Schüssen zum Verzweifeln. Klar war: wenn uns jetzt kein Kontertor gelingt, dann sollte es sehr schwierig werden…

Und so war es auch. Zunächst verhinderte zwar der Pfosten Schlimmeres (60.), aber nachdem ich Rechtsverteidiger Ilker Özdemir verletzungsbedingt rausnehmen musste, war es dann leider soweit: Florian Weiss (65.) beförderte den Ball zum 1:1 in unser Tor. Der Bann schien gebrochen und unsere Abwehrreihe schob sich von Minute zu Minute immer mehr in Richtung des eigenen Strafraumes. Unser Mittelfeld existierte im Aufbauspiel quasi nur noch auf dem Blatt Papier.

„Aggressive Leader“? Fehlanzeige!

Vor 120 Zuschauern im Regen konnte nun keiner meiner jungen Spieler ein „Zeichen“ setzen und das Spiel noch einmal für uns ankurbeln. Im Mittelfeld kombinierten die technisch starken Puchheimer schnell ohne ernsthaft und energisch vom Ball getrennt geschweige denn überhaupt angegriffen zu werden. Logische Konsequenz: Luciano Valente (78.) markierte das zweite Tor bevor, der zuvor unglückliche Klose doch noch sein Tor zum 3:1-Endstand machte (86.).

Nach einer starken ersten Halbzeit ereilte uns dann letztendlich doch das Schicksal, dass ich vor dem Spiel versucht hatte, der Mannschaft auszureden: nicht wie das vor der Schlange sitzende Kaninchen warten. Sondern unsere Stärken ausspielen und die Partie selbst in die Hand nehmen! Keine Angst vor der eigenen Courage!

Herdplatten-Effekt

Doch gegen einen solch starken Gegner war das dann doch zu viel von der jungen Mannschaft verlangt. Drei Tage später vernahm ich das 5:2 der Puchheimer im ersten Relegationsspiel gegen den SC Olching II und am darauffolgenden Mittwoch verfolgte ich in Emmering live das entscheidende Aufstiegsspiel des FCP gegen die erfahrenen Kicker des FSV Aufkirchen, das Puchheim 4:2 gewann. Spätestens dort wurde mir klar: Wir haben uns tapfer geschlagen.

Mit dem Fazit eines tollen Spieljahres habe ich dann auch die Saison bei einer Bergwanderung im Salzburger Land auf dem Weg zum Gipfel auf 2100 Metern gedanklich abgeschlossen. Auch wenn ich dabei an Momente wie das unnötige 1:1 bei GW Gröbenzell dachte, als ich die Mannschaft nach dem Spiel nach einer peinlichen Vorstellung zusammenpfiff. Heute weiß ich: damals wusste eben noch keiner meiner jungen Burschen, dass die Herdplatte heiß ist. Nach den vereinzelten kleinen (versteckten) Tränchen der Spieler, die nach dem verlorenen Spiel gegen Puchheim flossen, bin ich mir nun sicher: Nächste Saison möchte mit Sicherheit keiner mehr freiwillig der Herdplatte zu nahe kommen.

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