Mehr Schatten als Licht

Posted on 7. März 2010

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Das aktuelle BLOGpunkt Sport-„Auswärtsspiel“ aus Nürnberg: die deutschen Nationalspieler von Bayer Leverkusen nach der DFB-Partie gegen Argentinien. Bei der 2:3 (0:2)-Pleite beim 1. FC Nürnberg überzeugte das Team um René Adler, Toni Kroos und Stefan Kießling nicht. Die Rekordserie der Werkself ist erst einmal Geschichte. 

Bewegte sich Bayer-Torhüter Adler nach links, dann stand er im Sonnenlicht, das gerade noch über das Dach des Nürnberger Stadion auf das Spielfeld schien. Machte der 25-Jährige ein paar Schritte nach rechts, dann stand der deutsche Nationalkeeper bereits im Schatten, welches das Stadiondach auf den Rasen warf.

Adler und seine Mannschaftskollegen standen vor 40.329 Zuschauern im easy-credit-Stadion in Nürnberg öfters im Dunkeln. Weil sie von einem aufopferungsvoll kämpfenden Gegner in den Schatten gedrängt wurden. Gerade im ersten Durchgang lieferten die Leverkusener eine schwache Vorstellung gegen den bis dato Tabellen-Vorletzten. „Die erste Halbzeit haben wir verschlafen“, ärgerte sich Bayer-Sportchef Rudi Völler.

Adler solide – Kroos blass

Vor der Partie sah das bisher einzig ungeschlagene Team der Bundesliga alles andere als verschlafen aus. Adler machte beim Aufwärmen einen konzentrierten Eindruck und präsentierte sich auch zu Beginn des Spiels stark. In der 19. Minute faustete der Torwart eine flache Hereingabe von rechts bravourös heraus. Zehn Minuten später blieb Adler souverän Sieger im Eins-gegen-Eins-Duell mit Nürnbergs Marcel Risse.

Anders seine Mitspieler. Kroos blieb wie viele Leverkusener Feldspieler weitgehend blass. Nur einmal blitzte der Jung-Nationalspieler auf, als er sich nach einem Steilpass den Ball vorbei am herausgelaufenen „Club“-Torhüter Raphael Schäfer bis ins Toraus zu weit nach vorne gelegt hatte. Es fehlte die letzte Konsequenz bei den Gästen. „Wir haben heute nicht aggressiv genug gespielt“, äußerte sich der 20–Jährige, der in Nürnberg seine fünfte Gelbe Karte kassierte und im nächsten Spiel gegen den Hamburger SV fehlt.

Kießling vergibt gegen Ex-Klub – Nürnberg jubelt

Auch Kießling konnte nur wenig an der Leverkusener Lethargie in der ersten Halbzeit ändern. Der Angreifer ackerte gegen seinen Ex-Klub viel, blieb aber dreimal vor dem Tor ohne Erfolg (4./7. und 38.). Auch der deutsche Nationalstürmer sah seine Mannschaft viel zu passiv: „Wir haben den Nürnbergern zu viel Platz gelassen“, monierte Kießling.

Und diesen nutzten die Hausherren voll aus. Eric Maxim Choupo-Moting düpierte zweimal die Leverkusener Verteidigung und schob den Ball unhaltbar für Adler ein (42./ 45.). In der 54. Minute erhöhte sogar Mickael Tavares mit einem Aufsetzer, bei dem Adler noch von dem vor ihm stehenden Andreas Ottl irritiert wurde. Adler ließ den Ball ins Tor springen und der Abstiegskandidat jubelte. „Wir haben über eine Stunde das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben“, sagte Nürnbergs Kapitän Andreas Wolf stolz.

Breno mit Kreuzbandriss?

Dabei hatte der „Club“ bereits in der 33. einen ihrer wichtigsten Defensiv-Akteure verloren. Breno hatte sich bei einem Foul von Ex-Nürnberger Stefan Reinartz verletzt. Der Winterzugang der Franken musste mit Verdacht auf Kreuzbandriss vom Feld getragen werden. Trotzdem konnten die Gäste den Ausfall des wichtigen gegnerischen Innenverteidigers nicht ausnutzen. Renato Augusto (73.) und Tranquillo Barnetta scheiterten (87.) vor dem Tor. „Wir haben nicht gut gespielt“, brachte es der Ex-Nürnberger Kießling auf den Punkt.

Erst nach einer Stunde Spielzeit tauten die Gäste so langsam auf und kamen mit zwei Toren von Kießling (66.) und dem kurz zuvor eingewechselten Patrick Helmes (73.) noch einmal ran. Die Nürnberger waren verunsichert. „Dann fehlt dann vielleicht auch ein Stück Cleverness“, beschrieb Schäfer den Einbruch nach der hohen Führung. Leverkusen zog hingegen ein geschicktes Offensivspiel auf und schöpfte im Anschluss daraus neuen Mut. „Wir haben es ja in der letzten halben Stunde und in den vergangenen Wochen gezeigt, dass wir es können“, so Völler.

30 starke Minuten reichen nicht

Sonnenschein beim "Club". Frust bei Bayer. Das Nürnberger Stadion vor dem direkten Duell.

Trotzdem reichte am Ende die Zeit nicht mehr für die Werkself, um ihre Rekordserie von 24 Bundesligaspielen ohne Niederlage fortzusetzen. Die Werkself bekam die Quittung für eine schwache erste Halbzeit. „Wenn Du so spielst, kannst Du nicht erfolgreich sein“, analysierte Bayer-Trainer Jupp Heynckes den ersten Durchgang.

Nach dem Schlusspfiff war die Sonne in Nürnberg bereits untergegangen. Adler und seine Mannschaftskollegen standen auf dem Rasen des Nürnberger Stadions. Alle im Schatten.

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